Kommunale Wärmeplanung wichtiges Thema beim AGFW-Infotag in Berlin

15.02.2024
2024 werde ein entscheidendes Jahr für die Fernwärme – so läutete AGFW-Präsident Dr. Hansjörg Roll den traditionellen AGFW-Infotag Anfang Februar in Berlin ein. Die Unternehmen der Branche hätten in den vergangenen Jahren kräftig die Transformation und den Ausbau ihrer Netze hin zu einer Versorgung mit grüner Fernwärme aus klimaneutralen Quellen angekurbelt. Nun sei die Politik gefragt: Es brauche klare Zusagen, damit die Wärmewende gemeinsam gemeistert werden könne.

Rund 180 Teilnehmer folgten der Diskussion und den abwechslungsreichen Vorträgen. Ein Highlight bildete die Rede von Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck, der die Fernwärme unter anderem als „überragendes System“ für die Wärmeversorgung urbaner Gebiete bezeichnete und der Branche weitere Unterstützung signalisierte. Einen weiteren wichtigen Themenschwerpunkt bildeten Vorträge rund um die kommunale Wärmeplanung. Über Stolpersteine und Hemmnisse aus der Praxis berichtete Robert Brückmann vom Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende in Halle. Aus Gießen nach Berlin gereist war Matthias Funk, Vorstand der Stadtwerke Gießen AG. In seinem Vortrag zeigte er am Beispiel der Stadt Gießen, wie das Zusammenspiel zwischen Versorger und Stadtwerken im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung aussehen kann und wie sich die Fernwärmeversorgung in Gießen künftig durch den Einsatz neuer, klimaneutraler Energiequellen verändern wird.

Im Jahr 2022 wurden in Gießen insgesamt 1.970.000 Megawattstunden an Endenergie im Jahr benötigt, davon entfielen mit 49 Prozent der größte Teil auf die Wärmeversorgung. 47 Prozent des Wärmebedarfs wiederum wurde über Einzelheizungen abgedeckt, der übrige Teil über Fernwärme. Bei dieser ergäben sich durch die Transformation hin zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung Veränderungen, so Matthias Funk. Im Jahr 2045 werde das Fernwärmenetz in Gießen zu rund 30 Prozent auf einer Wärmeerzeugung aus Ersatzbrennstoff und Holz, zu rund 21 Prozent aus flexiblen Großwärmepumpen und zu rund 15 Prozent aus Holzgas- und Biomethan-KWK bestehen, so der Stadtwerke-Vorstand. Bis zum Jahr 2045 sei geplant, das Fernwärmenetz um circa 120 Trassenkilometer und circa 3.000 Hausanschlüsse zu erweitern. Dafür seien allein in Gießen Investitionen in Höhe von 210 Millionen Euro nötig. Hinzu käme der Ausbau weiterer Fernwärmenetze im Umland.

Insgesamt entständen bis 2045 Investitionskosten von 650 Millionen Euro. Umso wichtiger, so Funk, seien deshalb stabile Förderkonditionen durch den Bund. „Die Finanzierungssicherheit ist entscheidend, weil für die Umsetzung des Wärmenetzausbaus auch Kapazitäten bei den ausführenden Unternehmen in Bereichen wie Planung, Tiefbau, Anlagen- und Rohrleitungsbau aufgebaut werden müssen. Ohne sie wird die Wärmewende nicht gelingen.“

Als Pate der Plattform Grüne Fernwärme unterstützen Matthias Funk und die Stadtwerke Gießen Kommunen im Umland der Universitätsstadt. „Die Arbeit der Plattform ist wichtig und wird auch nachgefragt“, so Funk. „Wir geben unser Know-how gerne weiter und schaffen somit eine Orientierung auf dem Weg zur kommunalen Wärmewende. Der Blick aus der Praxis für die Praxis hat sich dabei als Erfolgskriterium der Plattform erwiesen. Wir setzen schon seit Jahren auf die Fernwärme und sind somit ‚nah dran‘ an der leitungsgebundenen Wärmeversorgung. Diese spielt heute für immer mehr Städte und Gemeinden eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung ihrer Wärmeversorgung und deshalb geben wir unsere gemachten Erfahrungen im Rahmen der AGFW-Plattform gerne weiter.“

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