27. Dresdner Fernwärme-Kolloquium in bewegten Zeiten

30.09.2022
In Dresden fand am 29. und 30. September das 27. Dresdner Fernwärme-Kolloquium des AGFW statt. Im Rahmen des renommierten Branchentreffs diskutieren Experten aus ganz Deutschland mit über 350 Teilnehmern bei dieser hybriden Veranstaltung über technische Neuentwicklungen und Möglichkeiten zum Aus- und Umbau und zur Dekarbonisierung der Fernwärmenetze. 2022 falle die Fachtagung in bewegte Zeiten, so AGFW-Präsident Dr.-Ing. Hansjörg Roll. Fernwärme bilde dabei eine wichtige Antwort auf die aktuellen Herausforderungen.

Christian Maaß, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, eröffnete die Tagung und betonte in seinem Vortrag die bedeutsame Rolle der Fernwärme in der Krise und in der zukünftigen Energie- und Klimapolitik in Deutschland. AGFW-Präsident Roll begrüßte dann auch die jüngsten politischen Signale aus Berlin. Insgesamt, so der AGFW-Präsident, leisteten die Unternehmen der Fernwärmebranche bereits seit vielen Jahren große Anstrengungen, um die Transformation der Wärmenetze hin zu mehr erneuerbaren Energien und dem Erreichen der Klimaziele zu stemmen. Dass nun Fragen nach der Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit der Energieversorgung in den Mittelpunkt rückten, mache das Erreichen der gesetzten Ziele nicht leichter. Umso wichtiger sei es daher, dass die Politik die Relevanz der Fernwärme als resilientes Instrument zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen wahrnehme und zugleich ihre Besonderheiten bei künftigen Gesetzesvorhaben berücksichtige.

Die Fachvorträge des 27. Dresdner Fernwärme-Kolloquiums beschäftigten sich mit für die Branche relevanten Fach-Themen. Gemeinsam mit Dr. Norman Fricke, Bereichsleiter Recht & Europa des AGFW, gab Rechtsanwalt und Plattform-Teilnehmer Michael Köppl einen Überblick über die aktuelle Situation und Rechtsprechung im Vertrags-, Kartell-, Umwelt- und Planungsrecht. In einem eigenen Themenschwerpunkt berichteten Thomas Wahlbuhl von der Thüringer Energie- und Greentech-Agentur GmbH (ThEGA) und Christian Heeg aus dem Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, wie mit EFRE-Fördermitteln die grüne Wärme und die Digitalisierung in Thüringen und Sachsen vorangetrieben werden. Im Jahr 2022 sind gleich mehrere regionale Netzwerke der Plattform Grüne Fernwärme gestartet. Grund genug, einmal über die ersten Ergebnisse und Erfahrungen aus den Bundesländern zu berichten, darunter beispielsweise kommunale Wärme- und Transformationspläne in der Stadtentwicklung. Anhand mehrerer Praxisbeispiele wurde zudem deutlich, wie die Wärmewende und Fernwärmetransformation vor Ort gelingt. Hierzu berichtete Dr.-Ing. Jens Kühne, AGFW-Bereichsleiter Erzeugung, Sektorkopplung & Speicher, über den aktuellen Stand des Entwurfs des AGFW-Leitfadens „kommunale Wärmeplanung“ und zum Stand des BEW und den Empfehlungen zur Erstellung der Transformationspläne. Wärmewende und Fernwärmetransformation zum Anfassen gab es auch am Nachmittag des ersten Kongresstages. Netzwerkpate Rico Bolduan von der Thüringer Wärme Service GmbH zeigte mit Praxisbeispielen für iKWK- und kalte Nahwärmesysteme, wie grüne Wärme mit Geothermie im ländlichen Raum gelingen kann. Am Beispiel der Stadt Gießen und dem dortigen Transformationsplan verdeutlichte Matthias Funk von der Stadtwerke Gießen AG im Anschluss, wie Kommunen mit leitungsgebundener Wärmeversorgung in Neubaugebieten und Bestandsnetzen im Zusammenspiel der Akteure klimaneutral werden können.

In spannenden Industrievorträgen wurde großen Solarthermieanlagen mit großen Wärmespeichern, Quartierserschließungen und der Einsatz von Wärmepumpen präsentiert. Am zweiten Tag des Kolloquiums stand die grüne Fernwärmeerzeugung mit Großwärmepumpen und Wasserstoff im Fokus, außerdem die Themen Digitalisierung und Betriebserfahrungen. Uwe Kluge von der sächsischen Energieagentur saena berichtete über die energiepolitische Einordnung und deren Auswirkungen der Dekarbonisierung im Freistaat Sachsen. Einen Statusbericht zu digitalen Informationssystemen und künftigen Standards gab AGFW-Bereichsleiter Frank Espig dem interessierten Publikum. Fachvorträge aus Rosenheim, Lemgo, Freiburg, Berlin, Weimar und Leipzig sowie Forschungs- und Anwendungsergebnisse von Universitäten aus Stuttgart, Dresden und Hamburg zu den o.g. Themen komplettierten das umfangreiche Programm.

Wie wandlungsfähig die Branche ist, verfolgt seit 50 Jahren das Fachmagazin „EUROHEAT&POWER“. Chefredakteurin Silke Laufkötter blickte anlässlich des Jubiläums gemeinsam mit AGFW-Geschäftsführer Werner Lutsch und dem früheren AGFW-Präsidenten Udo Wichert auf die Berichterstattung über Energiethemen und den Markt zurück. Einem Markt, welcher in bewegten Zeiten Lösungen präsentiert und eine Schlüsselrolle zum Gelingen der Wärmewende hat.

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